Aufreger

Aufreger: Nicht nur bei Nacht sind alle Katzen grau

GrautigerEin Ehepaar aus dem weiteren Umkreis erscheint in unserem Tierheim auf der Suche nach ihrer vor einer Woche entlaufenen Katze.

Wir haben die ganzen letzten Wochen keine einzige Katze aufgenommen. Sie ist nicht bei uns.

Das Ehepaar möchte sich das Katzenhaus ansehen. Warum nicht. Jeder kann gern sehen, wie unsere Tiere hier leben.

Wir gehen unserer Arbeit nach und haben das Ehepaar schon fast vergessen, als sie vom Katzenhaus wieder ins Büro kommen. Sie haben "ihre" Katze bei uns entdeckt und sind sauer, dass wir sie unterschlagen wollen.

Wir schauen in unseren Bestandsbüchern nach. Unser Grautiger lebt schon seit über zwei Jahren bei uns. Es ist eine verwilderte Hauskatze von einer Futterstelle. Wir hatten sie eingefangen, weil es in der Nachbarschaft Ärger mit den Streunern dort gab. Sie sucht sich bei uns nun stille Ecken, wo sie nicht gestört wird. Mit Menschen hat sie rein gar nichts am Hut. Sie lässt sich nicht anfassen und schon gar nicht streicheln.

Das war auch dem Ehepaar aufgefallen. Ihre entlaufene Katze war sehr verschmust und kam immer sofort an. Unsere Katze im Katzenhaus sei jedoch vor ihnen ausgerissen und die Wände hochgegangen. Doch sie haben längst eine Erklärung dafür: Die Katze ist so schockiert und traumatisiert, dass sie ins Tierheim gekommen ist. Sie wäre so schrecklich unglücklich bei uns, dass sie deshalb auch ihre Familie nicht wiedererkennen würde.

Sie wollen ihre Katze haben.

Bitteschön. Sie können die Katze gern mitnehmen. Aber es ist nicht ihre Katze. Sie wird ihnen die Augen auskratzen und so schnell wie möglich wieder abhauen.
Das Ehepaar mault weiter.

"Bitte, nehmen sie die Katze mit!" Wir haben ja gar nichts dagegen.

Wenn sie der Meinung sind, es ist ihre Katze, müssen sie die angefallenen Tagessätze der einen Woche bezahlen. Wenn sie finanziell besser wegkommen, können sie auch diese Katze adoptieren und dann die Vermittlungsgebühr bezahlen. Ganz wie's ihnen besser gefällt. Aber die Katze wird ihnen das Leben schwer machen. Und außerdem: Was ist, wenn ihre tatsächliche Katze sich wieder einfindet?

Dem Ehepaar kommen Bedenken. Sie ziehen los.

Am nächsten Tag sind sie wieder ran. Mit ihrem erwachsenen Sohn und einem alten vergilbten Foto, auf dem eine kaum erkennbare graue Katze abgebildet ist.
Der Sohn schaut sich nun unsere Katze an. Er ist sich nicht sicher. Der Fotovergleich ergibt: beide haben weiße Barthaare. O je, ein "ganz eindeutiger Beweis".
Wir fangen die Katze unter größter Mühe mit Fangnetzen ein. Sie windet sich im Netz wie ein Fisch an der Angel, gebärdet sich wie man es von einem Wildtier erwartet, zerkratzt den Sohn durch's Netz hindurch.

Dieser ist nicht nur erschrocken darüber, sondern stellt auch erstaunt fest, dass es sich bei unserem Grautiger um einen Kater handelt. Sie vermissen jedoch eine Kätzin.

Wir atmen auf. Endlich alles klar. Denken wir.

Aber weit gefehlt. Das Ehepaar unterstellt nun, dass wir ihre Katze versteckt hätten und sie ausgetauscht haben.
Wo sollen wir denn bittschön eine weitere graue Katze geklaut haben, die genau identisch aussehen muss, nur um die erste Katze nicht rauszurücken. Sie hätten sie doch haben können. Sie können sie auch jetzt noch haben. Nein, sie wollen ihre Katze. Und das hier ist ja nicht ihre. Wir sollen ihre rausrücken.

Unsere Bestandsbücher werden seit Jahren geführt. Alle unsere Tiere sind gechipt. Die Chipnummer steht seit Jahren im Buch. Wir erklären, und erklären, ...
Inzwischen sind mehrere Stunden vergangen. Es reicht. Wir komplimentieren die Leute hinaus. Wir haben eigentlich eine öffentliche Veranstaltung für unsere Tiere und können uns schon seit Stunden nicht um die Besucher kümmern.

Einige Tage später hören wir von unserer Tierärztin, dass die Leute überall gegen uns rumstänkern und sogar am Sonntag bei ihr aufgeschlagen sind. Sie sollte anhand des Fotos bestätigen, dass die Katze bei uns die Katze der Leute ist.

Jetzt ist endgültig Ende im Gelände. Wir drohen mit einer strafbewehrten Unterlassungsverfügung unseres Anwaltes in Höhe von 20.000 Euro, wenn wir noch jemals wieder irgendetwas davon hören, dass wir ihre Katze unterschlagen hätten und sie nicht rausgeben wollten.
Endlich herrscht Ruhe.

Herr, Du weißt schon, was Du vom Himmel regnen lassen sollst. Der Bedarf auf Erden ist groß.

 

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